DiGA Check: Zanadio

APP Icon Zanadio
Schwerpunkt
Innere Medizin, Adipositas
Zulassungsstatus
dauerhaft
Plattform
App
Herausgeber
Sidekick Health Germany GmbH
Letzte Aktualisierung:
02.10.2024
Zanadio soll als App – speziell für Patientinnen und Patienten mit Adipositas konzipiert – dabei helfen, durch eine Ernährungsumstellung sowie die Integration von mehr Bewegung und Sport in den Alltag Gewicht zu verlieren. Durch Verhaltensänderungen soll das reduzierte Gewicht anschließend langfristig gehalten werden.

Informationen

  • App (mindestens Android 5, mindestens iOS 13)
  • Dauerhaft aufgenommen
  • https://zanadio.de/
  • Hersteller: Sidekick Health Germany GmbH
  • Kosten für Patienten: 0€
  • Kosten für die Gesetzliche Krankenkasse: 218€/90 Tage (= 2,42€/Tag)
  • App (mindestens Android 5, mindestens iOS 13)
  • Dauerhaft aufgenommen
  • https://zanadio.de/
  • Für einen Testzugang: https://zanadio.de/fachkreise/
  • Hersteller: Sidekick Health Germany GmbH
  • Kosten für Patienten: 0€
  • Kosten für die Gesetzliche Krankenkasse: 218€/90 Tage (= 2,42€/Tag)
  • Kosten für Ärzte: 0€ (Keine Budgetbelastung)
  • Adipositas (= krankhaftes Übergewicht), BMI zwischen 30 und 40 kg/m2
  • Alter > 18 Jahren
  • Grundlegende Kenntnisse im Umgang mit einem Smartphone
  • Adipositas (E66.00 Grad I; E66.01 Grad II), BMI zwischen 30 und 40 kg/m2
  • Alter > 18 Jahren
  • Motivation für eine Gewichtsreduktion
  • Grundlegende Kenntnisse im Umgang mit einem Smartphone

Bei Vorliegen einer der folgenden Erkrankungen:

  • Schilddrüsenunterfunktion (sofern nicht medikamentös behandelt)
  • Andere hormonelle Erkrankungen
  • Essstörungen
  • Andere schwere psychische Erkrankungen
  • BMI > 40 kg/m2
  • Vor kurzem (innerhalb der letzten 3 Jahre) durchgeführte bariatrische Operation (bspw. Magenverkleinerung)
Und bei einem Alter < 18 Jahren sowie während der Schwangerschaft oder Stillzeit.

    Bei Unklarheiten diesbezüglich sprechen Sie einfach Ihren behandelnden Arzt an oder melden Sie sich bei uns.

    • Sonstige Hypothyreose (E03), sofern nicht medikamentös eingestellt
    • Unterfunktion und andere Störungen der Hypophyse (E23)
    • Cushing-Syndrom (E24)
    • Aktive Essstörungen
    • Andere schwere psychische Erkrankungen (insbes. Drogen-/Alkoholmissbrauch)
    • BMI > 40 kg/m2 (E66.02 Adipositas Grad III)
    • Vor kurzem durchgeführte bariatrische Operation (bspw. Magenverkleinerung)
    • Schwangerschaft/Stillzeit
    • Alter < 18 Jahren (siehe FAQ: „Gibt es DiGAs auch für Kinder und Jugendliche?“)

    Bei Unklarheiten melden Sie sich gerne auch bei uns.

    Die Nutzung von Zanadio soll bei Ihnen eine Gewichtsreduktion von 5 – 10 % des Ausgangsgewichts über einen Zeitraum von 6 bis 12 Monaten bewirken. Durch eine Kombination aus Ernährungsumstellung, mehr Bewegung und einer Änderung von alltäglichen Verhaltensweisen (bspw. beim Zähneputzen das Standbein wechseln) soll die erreichte Gewichtsreduktion langfristig anhalten und auf diese Weise eine Verbesserung Ihres Gesundheitszustandes mit sich bringen, die sich wiederum positiv auf Ihre Lebensqualität auswirken soll.

    Die App soll Patienten mit Adipositas unterstützen, innerhalb von 6 bis 12 Monaten etwa 5 – 10 % ihres Ausgangsgewichts zu verlieren. Der Fokus liegt dabei auf einer Veränderung von Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten. Um eine Verbesserung des Gesundheitszustandes mit positiven Auswirkungen auf die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten zu erzielen, sollen Elemente aus der Verhaltenstherapie dabei helfen, die Gewichtsreduktion langfristig erhalten zu können.

    In einem Tagebuch sollen Sie Ihre Mahlzeiten und Sporteinheiten dokumentieren. Auf diese Weise können Sie Ihre eigenen Verhaltensweisen beobachten und Fortschritte im Laufe der App-Nutzung einfach aufgezeigt bekommen. Durch das Formulieren von (Etappen-)Zielen unterstützt Zanadio Sie bei der Motivation.

    Darüber hinaus enthält die DiGA eine sehr umfassende Wissensbibliothek („Akademie“) mit kurzen Texten, Videos und Grafiken, in der alles relevante Wissen über Ernährung, Sport und Verhaltensweisen im Zusammenhang mit Adipositas hinterlegt ist und die zahlreiche Trainingspläne mit Übungsvorschlägen enthält. Durch regelmäßige Einheiten wird Ihnen dieses (wissenschaftlich fundierte) Wissen im Eigenstudium und unabhängig von Terminen bei Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin vermittelt. Um Sporteinheiten und absolvierte Schritte einfacher in der App aufzuzeichnen, bietet Zanadio die Möglichkeit, Pulsuhren und Fitnesstracker diverser Hersteller zu koppeln.

    Dazu ist eine Chat-Funktion in die DiGA integriert, in der Sie Kontakt zu Ernährungsberatern oder Physiotherapeuten aufnehmen können, Unterstützung bei technischen Problemen im Umgang mit der App erhalten oder durch Erinnerungen zum Durchhalten motiviert werden, falls Sie in den letzten Tagen etwas weniger aktiv waren.

    Zanadio kann als alltäglicher Begleiter für Patientinnen und Patienten verstanden werden, der dabei helfen soll, die Ernährung umzustellen und sich regelmäßig zu bewegen sowie darüber hinaus wissenschaftlich fundierte Informationen zum Krankheitsbild Adipositas zu vermitteln. Durch Selbstbeobachtung im Rahmen der Dokumentation von Mahlzeiten und Bewegung/Sporteinheiten in einem Tagebuch sollen Verhaltensweisen aufgedeckt werden, die sich negativ auf das Gewicht der Patientinnen und Patienten auswirken.

    Kombiniert mit Videos und kurzen Texten, die u. a. Inhalte zu Nährstoffen, Kalorienbilanzierung und der Rolle von Sport aufbereiten (Wissensbibliothek = „Akademie“), und Elemente aus der Verhaltenstherapie inkludieren, soll eine nachhaltige Änderung von Gewohnheiten erreicht werden, dem Grundstein für die dauerhafte Gewichtsreduktion.

    Für eine vereinfachte Aufzeichnung von Sporteinheiten und absolvierten Schritten ist es möglich, Pulsuhren und Fitnesstracker diverser Hersteller mit Zanadio zu koppeln. Darüber hinaus bietet die DiGA eine Chat-Funktion, die auch außerhalb von Arztkontakten Ansprechpartner oder Ansprechpartnerinnen bereithält (bei inhaltlichen Fragen beispielsweise Ernährungsberaterinnen/Ernährungsberater oder Physiotherapeutinnen/Physiotherapeuten; bei technischen Fragen einen technischen Support).

    Die Hersteller einer DiGA sind gesetzlich verpflichtet, einen technischen Support anzubieten, der innerhalb von 24 Stunden Rückmeldung gibt. Zanadio bietet in der App eine Chat-Funktion für inhaltliche und technische Fragen an.

    Grundsätzlich dürfen Sie sich gerne auch bei uns melden.

    In den meisten Fällen haben Sie das Rezept für Zanadio von Ihrer Ärztin bzw. Ihrem Arzt erhalten. Nach Erhalt des Freischaltcodes von Ihrer Krankenkasse (siehe FAQ: „Wie erhalte Zugang zu einer DiGA?“), können Sie die DiGA für 90 Tage nutzen und benötigen in diesem Zeitraum in der Regel keine Unterstützung durch Ihren Arzt oder Ihre Ärztin.

    Allerdings sollten Sie möglicherweise direkt bei Erstausstellung des Rezeptes für die DiGA einen Termin für einen Zeitpunkt etwa 2 bis 3 Wochen vor Ablauf des Nutzungszeitraums der DiGA (90 Tage) vereinbaren. Für diesen Arzttermin haben Sie die Möglichkeit einen Bericht zu erstellen, auf dessen Grundlage Sie gemeinsam mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt über eine erneute Verordnung (wieder für 3 Monate) entscheiden können.

    Sie sollten dabei bedenken, dass der Hersteller von Zanadio eine Nutzung von mindestens 6 Monaten empfiehlt (siehe „Was sind die Ziele von Zanadio?“).

    Prinzipiell reicht es, wenn Sie der Patientin oder dem Patienten ein Rezept für Zanadio ausstellen.

    Allerdings ist es vorher sicherlich sinnvoll, die Motivation für eine Gewichtsreduktion abzuklären bzw. bei mangelnder Motivation durch das Aufzeigen der (statistisch sehr wahrscheinlichen) gesundheitlichen Folgeschäden eine Bereitschaft zur Gewichtsreduktion herzustellen.

    Der Hersteller empfiehlt eine ärztliche Verlaufskontrolle des „Behandlungs-fortschritt[s] mit Hilfe des von der DiGA generierten Reports alle 6 Monate“ (siehe DiGA-Verzeichnis des BfArM). Da DiGAs zum jetzigen Zeitpunkt nur für 3 Monate verordnet werden können, ist es aus unserer Sicht sinnvoll, bereits nach 3 Monaten und somit vor Ausstellen der Folgeverordnung einen Termin zu vereinbaren, an dem mit der Patientin oder dem Patienten eine gemeinsame Evaluation der App-Nutzung inklusive Beurteilung des Behandlungsfortschritts erfolgen kann.

    Während der Nutzung spielt der verordnende Arzt eigentlich nur eine untergeordnete Rolle. Für Fragen der Patienten zu Inhalten oder bei technischen Probleme ist die in die App integrierte Chat-Funktion gedacht.

    Laut Hersteller ist es möglich, dass Patientinnen und Patienten die in Zanadio gesammelten Daten als Bericht ausgeben lassen können (in menschenlesbarer und ausdruckbarer Form). Diese PDF-Datei können Sie anschließend in der Patientenverwaltungssoftware hinterlegen.
    Dazu besteht die Möglichkeit, die Daten im standardisierten FHIR-Format (Fast Healthcare Interoperability Resources) ausgeben zu lassen.

    Die Interoperabilität von Digitalen Gesundheitsanwendungen ist zwingende Voraussetzung und Bestandteil der gesetzlichen Regulatorik. Wir selbst sind zurzeit noch am Testen, in welcher Form Ärztinnen und Ärzten diese Rohdaten nutzen und in zusätzliche Software importieren können.

    Die Inhalte von Zanadio (Ernährungsumstellung, Steigerung von Bewegung, Verhaltensänderungen) mit besonderer Betonung darauf, dass der Gewichtsverlust langfristig anhalten soll, entsprechen den Schwerpunkten, die die ärztliche Behandlungsleitlinie für Adipositas empfiehlt.

    Die Studie, die der Hersteller von Zanadio für den Antrag auf dauerhafte Zulassung als Digitale Gesundheitsanwendung beim BfArM (siehe FAQ: „Was ist der Unterschied zwischen einer vorläufig und einer dauerhaft zugelassenen DiGA?“) eingereicht hat und die nach wissenschaftlich korrekten Prinzipien aufgebaut ist, belegt, dass diejenigen Patientinnen und Patienten, die die DiGA über 6 Monate wie vorgesehen nutzen, tatsächlich einen Gewichtsverlust von etwa 7 % erreicht haben.

    Allerdings sind auch knapp 20 %, also jeder/jede Fünfte, aus der Studie ausgeschieden. Es kann also durchaus passieren, dass in der Realität viele Patientinnen und Patienten die Nutzung abbrechen. Das wollen wir in Zukunft genau beobachten.

    Basis der Therapie mit Zanadio bilden eine Änderung von Ernährung, eine Zunahme von Bewegung und Sporteinheiten sowie Bausteine aus der Verhaltenstherapie. Diese entsprechen den Empfehlungen der sich zurzeit in Überarbeitung befindlichen S3-Leitlinie zur Prävention und Therapie von Adipositas, sodass man bereits auf dieser Basis davon ausgehen kann, dass es sich um eine wissenschaftlich fundierte Therapieoption handelt.
    Die vom Hersteller beim BfArM im Rahmen des Antrags auf dauerhafte Zulassung eingereichte Studie ist leider noch nicht veröffentlicht (Stand: 17.11.2022). Allerdings liegen erste Daten vor, anhand derer wir zumindest erste Aussagen über die Evidenz treffen können.

    Im Rahmen dieser randomisierten Studie sollte ein medizinischer Nutzen durch eine Verbesserung des Gesundheitszustandes (bewirkt durch eine Gewichtsreduktion von mindestens 5 % im Vergleich zum Ausgangsgewicht) belegt werden. Die Interventionsgruppe hat Zanadio für 12 Monate genutzt. Die Kontrollgruppe erhielt keine Intervention, was dem Hersteller zufolge der Versorgungsrealität entspricht, durfte allerdings andere (Diät-)Programme zur Gewichtsreduktion nutzen. Nach 9 und 12 Monaten sind der primäre Endpunkt (Gewichtsreduktion) sowie die sekundären Endpunkte (Taille-Hüft-Verhältnis (WHR), Lebensqualität (WHOQoL-BREF), Wohlbefinden (WHO-5 Wellbeing Index)) erhoben worden.

    Dabei zeigte sich in der Interventionsgruppe (IG) eine durchschnittliche Gewichtsreduktion von knapp 6 % nach 9 Monaten und knapp 8 % nach 12 Monaten gegenüber der Kontrollgruppe (KG). In Bezug auf den primären Endpunkt und das Kernziel von Zanadio, konnte durch die Studie also Evidenz bezüglich der Wirksamkeit nachgewiesen werden. Allerdings hinaus muss man unterscheiden zwischen einer Auswertung nach Per-Protokoll-Analyse (PP), bei der nur die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die Auswertung eingeschlossen werden, die dem Studienprotokoll vollständig Folge geleistet haben (also in diesem Fall die DiGA wie vorgesehen genutzt haben), und einer Auswertung nach Intention-to-treat-Analyse (ITT), bei der alle bei Studienbeginn eingeschlossenen Probandinnen und Probanden am Ende auch mit in der Auswertung berücksichtigt werden (selbst wenn sie die App-Nutzung vor Ende der Zeit abgebrochen hatten). Die Ergebnisse der Per-Protokoll-Analyse zeigen (wie üblich) auch für Zanadio eine stärkere Gewichtsreduktion im Vergleich zu den Ergebnissen der Intention-to-treat-Analyse, allerdings muss man sicherlich anmerken, dass eine ITT-Analyse die Effekte von Digitalen Gesundheitsanwendungen in der Versorgungsrealität wesentlich besser abbilden. Schließlich wird es so gut wie immer Patientinnen und Patienten geben, die die Nutzung einer DiGA abbrechen. Um die positiven Effekte von DiGA auf die Gesundheitsversorgung in Deutschland also angemessen abzubilden, sollte dieser Anteil an Nutzerinnen und Nutzern ebenfalls Berücksichtigung bei der Analyse der Daten finden.

    In Bezug auf das Taille-Hüft-Verhältnis konnten keine Unterschiede zwischen Interventionsgruppe und Kontrollgruppe nachgewiesen werden. In Bezug auf das Wohlbefinden konnte sich die IG gegenüber der KG sowohl nach 9 als auch nach 12 Monaten verbessern. In Bezug auf die Lebensqualität verbesserte sich die IG nach 9 Monaten ebenfalls signifikant im Vergleich zur KG, jedoch nicht nach 12 Monaten.

    Ein aus unserer Sicht großes Problem der Zulassungsstudie für Zanadio ist die geringe Anzahl männlicher Probanden. So sind von 149 teilnehmenden Personen nur 13 männlich. Daher ergibt eine geschlechtsspezifische Analyse der Daten keine signifikanten Ergebnisse für Patienten, sodass das BfArM zunächst nur eine Zulassung für Patientinnen erteilt hat. Allerdings hat der Hersteller mittlerweile einen Wirksamkeitsnachweis auch für männliche Patienten nachgereicht, sodass Zanadio für beide Geschlechter verordnet werden kann.

    Stärken der Studie

    • Signifikante Gewichtsreduktion in der Interventionsgruppe -> Evidenz über Wirksamkeit vorhanden
    • Primärer Endpunkt (Gewichtsreduktion in kg) klar messbar
    • Vorhandene Randomisierung

    Schwächen der Studie

    • Fehlende Verblindung (schwer realisierbar, da eine Art Dummy-DiGA nötig wäre)
    • Durch fehlende Verblindung eventuelle sinkende Bereitschaft in Kontrollgruppe für alternative Maßnahmen zur Gewichtsreduktion (Hemkens 2021, S. 1273)

    Abschließend ist aus unserer Sicht noch sehr positiv anzumerken, dass die Zulassungsstudie laut Hersteller mittlerweile um ein Follow-up erweitert worden ist, welches ermöglichen soll, auch langfristige Effekte zu beobachten. Diese freiwillige Erweiterung ist sicherlich spannend, weil die Ergebnisse helfen könnten, erstmalig Aussagen über den Langzeitnutzen von Digitalen Gesundheitsanwendungen zu treffen. Wir hoffen allerdings, dass mittelfristig alle Hersteller gesetzlich verpflichtet werden, solche Nacherhebungen auch nach der dauerhaften Zulassung durchzuführen. Schließlich gibt es kaum einen Bereich in der Gesundheitsversorgung, in dem die zur Durchführung solcher Studien notwendigen Daten bereits vorliegen und „nur noch“ ausgewertet werden müssten.

    Die Behandlung von Übergewicht und Adipositas in Deutschland erleben viele betroffene Patientinnen und Patienten als unbefriedigend. Das dürfte vor allem an der lückenhaften Versorgung liegen. So gibt es keinen speziellen Facharzt und die Behandlung wird – wenn überhaupt – von Hausärzten übernommen. Es gibt zwar vereinzelt spezielle Behandlungszentren (häufig an Krankenhäuser angeschlossen), allerdings richten sich diese fast ausschließlich an Patientinnen und Patienten mit starkem Übergewicht (häufig BMI > 40 kg/m2). Darüber hinaus gibt es (mit einer Ausnahme) keine Medikamente oder konkrete Behandlungspläne, sodass Hausärzte häufig nur Folgeerkrankungen des Übergewichts (z. B. Bluthochdruck, erhöhte Blutfette, Diabetes mellitus, Gelenkprobleme) behandeln.

    Es ist zwar auch außerhalb von Digitalen Gesundheitsanwendungen möglich, Ernährungsberatung auf Kosten der gesetzlichen Krankenversicherung zu verordnen, allerdings kommt es dabei oft zu Problemen, da die Krankenkassen nur für einzelne Angebote die Kosten erstatten. Patientinnen und Patienten bleiben immer wieder auf Kosten sitzen, sofern sie nicht vorher eine Kostenübernahme mit ihrer Krankenkasse abgeklärt haben.
    Bedingt durch mangelnde Ansprechpartner und fehlende konkrete Angebote für Patientinnen und Patienten mit Adipositas, bleibt es häufig bei von den Patientinnen und Patienten selbst initiierten Versuchen, über kostenfreie oder kostenpflichtige Diätpläne oder mit speziellen Diätmahlzeiten (sogenannte Formula-Diäten) das Gewicht zu reduzieren, ohne dabei Betreuung zu erhalten, sodass oftmals nur kurzfristige Gewichtsreduktionen erzielt werden und langfristig das Gewicht wieder ansteigt.

    Zanadio bietet vor diesem Hintergrund sicherlich ein sinnvolles Gesamtpaket, das die Behandlung vereinfacht. Alternativ stellt Oviva Direkt, eine weitere dauerhaft zugelassene DiGA, eine Alternative zur Adipositas-Therapie dar. Und es gibt zahlreiche weitere Gesundheits-Apps, die beim Abnehmen unterstützen. Bitte bedenken Sie bei solchen Angeboten, dass die Apps geringere Anforderungen bei Datenschutz und medizinischen Standards als zertifizierte DiGAs erfüllen müssen. Das sollten Sie im Einzelfall prüfen.

    Die Adipositas-Therapie in Deutschland erfolgt zurzeit nur selten standardisiert. Ohne konkret verantwortlichen Facharzt wird die Therapie – wenn überhaupt – häufig von Hausärzten koordiniert. Es gibt zwar vereinzelt Exzellenzzentren zur Adipositas-Therapie (häufig an Universitätskliniken angeschlossen), allerdings richten sich diese oftmals an Patientinnen und Patienten mit einem BMI ab 35 kg/m2 oder sogar erst ab 40 kg/m2. In dieser Hinsicht schließt Zanadio tatsächlich eine Versorgungslücke.

    Die S3 Leitlinie zur Prävention und Therapie von Adipositas, die sich zurzeit in Bearbeitung befindet, stellt inhaltlich die Grundlage für die Inhalte von Zanadio dar und empfiehlt eine Gewichtsreduktion um 5–10% des Ausgangsgewichts durch ein Energiedefizit von 500kcal/Tag. Betont wird auch hier, dass es sich um eine langfristige Gewichtsreduktion handeln muss und kurzfristige Rebound-Effekte zu vermeiden sind. Vor dem Hintergrund der Veröffentlichung vor Einführung von Digitalen Gesundheitsanwendungen werden bislang nur „analoge“ Programme zur Gewichtsreduktion empfohlen. Das wird sich zum einen mit der Überarbeitung sicherlich ändern. Zum anderen darf man trotz eines zunächst als absolut hoch erscheinenden Preises nicht außer Acht lassen, dass auch „analoge“ Programme vergleichbare Preise aufrufen.
    Ein weiteres Problem der derzeitigen medizinischen Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Adipositas ist bei der Verordnung von Ernährungsberatung zu beobachten. Zwar übernehmen die meisten gesetzlichen Krankenversicherungen große Teile der Kurse, allerdings kommt es oft zu Problemen, da nur speziell zertifizierte Kurse erstattungsfähig sind und Patientinnen und Patienten auf den Kosten sitzen bleiben, sofern sie nicht vorher mühsam mit ihrer Krankenkasse die Erstattungsfähigkeit abgeklärt haben.

    Dadurch bleiben vielen betroffenen Patientinnen und Patienten am Ende nur häufig frustrane Versuche durch eigeninitiativ organisierte kostenfreie oder kostenpflichtige Diätprogramme, ggf. kombiniert mit Formula-Diäten (unseren Recherchen zufolge ohne Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen), die oftmals durch mangelnde Einbindung in weitere Therapiebausteine – wenn überhaupt – kurzfristige Gewichtsreduktionen bewirken.

    So bietet Zanadio insgesamt sicherlich ein sinnvolles Gesamtpaket, welches in Teilen die Therapie vereinfacht, in Teilen sogar eine Versorgungslücke schließt. Alternativ bietet sich mit Oviva Direkt eine weitere dauerhaft zugelassene DiGA als Therapieoption an.

    Wir von den DigaDocs halten Zanadio für ein sinnvolle DiGA. Das liegt zum einen daran, dass das Behandlungskonzept den ärztlichen Behandlungsleitlinien bei Adipositas entspricht und dass es kaum alternative Behandlungsoptionen für Patienten mit Adipositas gibt.
    Der Hersteller von Zanadio hat in der Zulassungsstudie eindrucksvoll belegen können, dass bei korrekter Nutzung der DiGA ein Gewichtsverlust erreicht werden kann, wir sind aber vor allem gespannt, ob das Gewicht von den Patientinnen und Patienten auch langfristig gehalten werden kann, denn das ist der Anspruch von Zanadio und die wesentlich größere Herausforderung als das eigentliche Abnehmen.
    Und wir möchten an dieser Stelle nochmal betonen, dass Zanadio Sie als Patient am Ende beim Abnehmen nur unterstützen kann. Die Umsetzung, also die Ernährungsumstellung und die Integration von mehr Bewegung und Sport in Ihren Alltag, müssen Sie auch mit einer DiGA selbst leisten.

    Positives

    • Umfassendes und schlüssiges Behandlungsprogramm bei Adipositas (auch im Bereich unterhalb BMI 40kg/m2)
    • Smartphone macht Behandlung (über weite Strecken) unabhängig von Arztbesuchen und spart viel Wartezeit auf Termine
    • Extrem umfangreiche, mit fundierten Informationen ausgestattete Wissensbibliothek zu den Bereichen Ernährung, Bewegung/Sport und Verhaltenstherapie

    Negatives

    • Bislang nur Nachweis über anfängliche Gewichtsreduktion und kein Beleg für das Ziel, dieses auch langfristig zu halten
    • Fehlender Algorithmus, der regelhafte Eingaben erkennt oder die Möglichkeit bietet, regelhafte Eintragungen als eine Art „Serientermin“ im Tagebuch zu notierten (bspw. weil jeden Morgen ein Glas mit 300ml Wasser getrunken wird)

    Wir halten Zanadio für eine sinnvolle DiGA. Denn das zugrunde liegende Therapiekonzept entspricht den Vorgaben der Leitlinie und im Rahmen der Zulassungsstudie konnte ein signifikanter Gewichtsverlust nachgewiesen werden, die App hat also Evidenz aufzeigen können. Dazu muss man im Hinblick auf alternative Therapieoptionen festhalten, dass Zanadio eine vorhandene Versorgungslücke in der Therapie von Adipositas in Deutschland schließt.
    Trotzdem sind wir gespannt, ob die Nutzung der DiGA auch ihren hohen Anspruch, eine langfristige Gewichtsreduktion zu bewirken, erfüllen kann. Daran wird sich der Hersteller messen lassen müssen, ebenso wie an der Beobachtung, wie hoch der Anteil der Patientinnen und Patienten ist, die Zanadio tatsächlich auch wie vorgesehen nutzen und die Nutzung nicht abbrechen. Denn auch diese Zahlen sollten am Ende in die Bewertung der DiGA mit einfließen. Schließlich zahlen die Gesetzlichen Krankenkassen für jede Registrierung in der App Geld und nicht erst für den erfolgreichen Abschluss des Programms.
    Gelingt es, bei einer großen Zahl an Patientinnen und Patienten, die Zanadio verordnet bekommen haben, eine langfristige Gewichtsreduktion zu erzielen, dann dürften die Kosten für die Nutzung die langfristigen Einsparungen durch weniger Folgeerkrankungen bei weitem unterschreiten.
    Und wir möchten an dieser Stelle nochmal betonen, dass Zanadio die Patientinnen und Patienten am Ende nur bei der Gewichtsreduktion unterstützen kann. Die Umsetzung, also die Veränderung von Ernährung und die Integration von mehr Bewegung und Sport in den Alltag, müssen die Patientinnen und Patienten auch weiterhin selbst leisten.

    Positives

    • Umfassendes, wissenschaftlich fundiertes Therapieprogramm bei Adipositas (auch im Bereich unterhalb BMI 40kg/m2)
    • Durch Nutzung per Smartphone Erhöhung der Selbstständigkeit der  Patienten
    • Extrem umfangreiche, mit fundierten Informationen ausgestattete Wissensbibliothek zu den Bereichen Ernährung, Bewegung/Sport und Verhaltenstherapie

    Negatives

    • Bislang nur Nachweis über anfängliche Gewichtsreduktion und kein Beleg für das Ziel, dieses auch langfristig zu halten
    • Fehlender Algorithmus, der regelhafte Eingaben erkennt oder die Möglichkeit bietet, regelhafte Eintragungen als eine Art „Serientermin“ im Tagebuch zu notierten (bspw. weil jeden Morgen ein Glas mit 300ml Wasser getrunken wird)